Rur-Reinigung 2021 – Mit KKM-Beteiligung


In Zeiten von Klimawandel und Umweltzerstörung werden wir von zahlreichen Schlagzeilen überflutet, mit der Folge, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen (wollen) und wir uns anderen – vor allem angenehmeren Dingen widmen. Von daher stellt sich die Frage, wie eine Sensibilisierung für mehr Bewusstsein für dieses gravierende Problem erfolgen kann.


Wer räumt schon gern den Müll anderer weg ?


Der DKV scheint da auf ein interessantes Konzept gestoßen zu sein, was aber nicht neu sein dürfte: Den Umweltschutz in das eigene Hobby integrieren und somit das Notwendige mit dem Spaß verbinden. In meinem speziellen Fall gab es zudem noch einen besonderen Anreiz, so einer Reinigungsaktion beizuwohnen -  fast schon wieder sehr pragmatisch angelegt : Ich brauchte schlicht und einfach noch eine verdammte letzte und fünfte Bezirksfahrt, um mein Silber-Wander-Abzeichen für die fast abgelaufene Paddel-Saison ins trockene Boot zu bringen!


Bereits im Sommer 2021 hatte unsere Wanderwartin Elke die Idee in die Runde gebracht, eine Art Probelauf auf dem von uns meistbefahrenen Rhein-Nebenfluss Sieg zu starten. Sie wurde von Martyna und meiner Wenigkeit begleitet. Schon hier wurde uns das erste Mal bewusst, was für Unmengen an Müll und Abfall sich an den Ufern unserer auf den ersten Blick so idyllisch anmutenden Flussufer verfängt, und ein Material drängte sich besonders schäbig in den Vordergrund: Kunststoff und Plastik in allen denkbaren Erscheinungsformen!!!


Reinigungsaktionen finden indes gar nicht mal so selten in unterschiedlichen Formaten statt, sei es, dass die Städte und Kreise öffentlich dazu aufrufen oder Umweltverbände, Vereine oder sonstige Organisationen.


Nachdem ich bereits auf einer ausgedehnten Rhein-Übungs-Tour mit unserem sehr engagierten Neuzugang Ingo am 11.09.2021 auf den recht groß angelegten Rhine Cleanup Day 2021 aufmerksam geworden bin, waren dann auch wir vom KKM zwei Wochen später auf der Eifeler Rur sehr „kanu-spezifisch“ im Einsatz : Während die oft international ausgetragenen „großen“ Vorbilder wie Rhine Cleanup Day oder Maas Cleanup Day (fand am 18.09.2021 statt) eher von Landseite bestritten werden, war bei dieser 39. Rurreinigung die Kunst der Kurzboot-Artistik gefragt: Es wurde ausschließlich von der Fluss-Seite gesammelt.


Wie jedes Jahr wird dieses vergleichsweise eher kleine Event von unseren Kanufreunden des Eschweiler Kanu Clubs ausgetragen, und dieses Mal gab es tatsächlich auch internationale Unterstützung durch das niederländische Nachbar-Projekt Maas Cleanup. So erfuhren wir nicht nur personelle Assistenz, sondern wurden auch mit knallblau leuchtenden T-Shirts als Erkennungs-Einheits-Look der Helfer-Mannschaft versorgt. Dass da nun das niederländische Format „Maas-Cleanup“ aufgedruckt war, störte nicht im Geringsten, sondern betonte die international notwendige Kooperation im Dreiländer-Eck in solchen Belangen.


Der Ablauf der Rur-Reinigung war vom EKC (Eschweiler Kanu Club) sehr gut organisiert: Am besagten Samstag, dem 25.09.2021 gegen 10 Uhr, traf ich mich mit Ingo als weiteren „KKM-ler“ neben gut 30 anderen Helferinnen und Helfern am Startpunkt in Heimbach ein, also am „Parkplatz Über Rur“, der direkt am Flussufer gelegen ist.


Nachdem jeder sein blaues Erkennungs-T-Shirt und reichlich Müllsäcke zum Sammeln bekommen hatte, wurde das gesamte Team in kleinere Gruppen aufgeteilt, die dann wiederum von einem großen Kanadier als „schwimmende Zwischen-Ablade-Stelle“ begleitet wurden, zeitversetzt versteht sich, um nicht für Massenstau auf dem Gewässer zu sorgen. Zudem hatte jede Gruppe einen Teilabschnitt als Priorität zugeordnet bekommen. Während in den Jahren zuvor immer die Standard-Strecke Heimbach-Obermaubach abgefahren wurde, sollte es dieses Mal nur ca. 14 km bis Zerkall gehen. Der Grund lag wohl auch zum Teil in einer geringeren Teilnehmerzahl.

Bis dann endlich alle Teams aufgeteilt waren, der Streckenablauf allen Beteiligten vermittelt wurde, verging dann doch eine gute Stunde, so dass wir dann so gegen 11 Uhr endlich die ersten Boote zu Wasser lassen konnten. Wir KKM-ler waren dann auch gleich bei der ersten Gruppe mit von der Partie und haben nicht lange Luftikus-Paddeln veranstaltet – für mich war es dann auch mal eine ideale Möglichkeit, als leidenschaftlicher Langboot-Fahrer das Fahren im „echten“ Kurzboot zu vertiefen. Also hieß es dann : Lass dein Pippi Langboot-Taifun im Schuppen und schnappe dir einen kurzen Chopper mit verstärktem „Schnauzen-Popper“, denn bedingt durch die bevorstehenden Bergungs-Manöver war mit einer „kontaktfreudigen“ Tour zu rechnen.... 😉


Direkt schon am Einstieg blinkte verlockend ein riesiger, abgebrochener Straßenlaternen-Schirm am gegenüberliegenden Ufer und wartete auf Mitnahme-Möglichkeit – aber die Erleuchtung war es dann doch nicht – war ein Ticken zu hoch im Gebüsch verfangen und die Strömung an dieser Stelle recht zügig. Nach zwei weiteren Anlauf-Versuchen bemerkte ich dann, dass ich zu weit hinter meiner Gruppe zurücklag und musste das Teil der nächsten Gruppe überlassen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was da noch alles an Gerümpel auf uns zukommen sollte – ich brauchte also keine Sorgen zu haben, durch zu wenig eingefangenes Material „negativ“ aufzufallen 😆.


So gut der Ablauf auch geplant war, so problematisch war er anfangs umzusetzen: Unser großer Sammel-Kanadier war anfangs immer viel zu weit voraus und der Müll einfach zu zahlreich, um ihn lange in unseren kleinen Booten halten zu können. Da mussten wir uns erst mal besser abstimmen. Nach einer gewissen Probe-Phase haben wir aber einen sehr guten Rhythmus gefunden. Schließlich dürfen wir nicht vergessen: die langen Kähne sind bei weitem nicht so einfach auf kleinen Flüssen wie die Rur zu manövrieren wie die quirligen Kurzboote, es mussten erst mal geeignete Stellen gefunden werden, um „Zwischenstation“ zu machen. Hier sehen wir, dass diese Aktion auch das Können im eigentlichen Hobby ordentlich geschult hat, also eine Win-Win-Situation in vielerlei Hinsicht.


Obwohl die Einheimischen aufgrund der Flut im vergangenen Juli noch mehr Abfall erwartet hatten, waren Ingo und ich dennoch ziemlich erstaunt bis schockiert, was letzten Endes alles so aus dem Wasser gefischt wurde. Die großen Kanadiers wurden von zwei Leuten vorne und hinten gefahren bzw. gesteuert. Da war also reichlich Lade-Platz vorhanden. Trotzdem mussten wir mehrmals unterwegs an Land abladen. Ingo hatte wohl mit einem kompletten alten Röhren-Fernseher von altbackenen Riesen-Ausmaßen den Vogel abgeschossen – ein Kompliment an alle, die an der Bergung beteiligt waren, ohne zu kentern. Allein dieses Teil musste schon locker 50 kg auf die Waage gebracht haben. Auch im Hinblick auf die Schadstoff-Belastung kann es kaum schlimmer kommen – es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob jemand am Ufer noch mal volle Lotte Röhren-Qualität mit mobilem Diesel-Generator-Stom genießen wollte, bevor er dem Gerät mit einem Tritt über die Böschung den Wassertod bescherte oder ob das Teil tragischerweise ein klassisches Flutopfer war. Das End-Ergebnis bleibt katastrophal. 


Ich war eher für das Sperrgut zuständig. Ein kompletter Plastik-Stuhl lud an einer dicken Eiche zum Frühherbst-Sonnenbaden ein, machte aber einen ziemlich versifften Eindruck, zu dreckig für mein „Edel-Neopren“. Ein ganzes Wellblech-Dach ragte knapp über die gurgelnde Wasseroberfläche. Ich dachte zunächst: Das bekommst du nie raus, weil völlig verkantet. Aber das war glücklicherweise nicht das Problem. Der Chopper war einfach zu klein, um es länger über Bord halten zu können und dem Kanadier zu übergeben! Hier war einarmiges Paddeln gegen die Strömung gefragt – bis dato auch noch nicht ausprobiert und auch nicht zur Dauer-Nachahmung empfohlen!! 

Einige Beteiligte hingen mehr in den Büschen, als dass sie in den Booten saßen. Das ist natürlich selbstloser Einsatz für die Natur, aber frau / man sollte auch die eigene Sicherheit nicht außer Acht lassen, die in solchen Situationen Vorrang hat. Da waren Ingo und ich völlig „d'accord“. Es gibt aber immer irgendwelche, die über das Ziel hinausschießen und sich dann an den Steinen die Füße stoßen, Gott sei Dank nichts Schlimmeres. Die waren aber auch eher im Zweier unterwegs, so dass einer immer noch stabilisieren und halten konnte. 

Für uns KKM-ler war klar : Wir nehmen nur das mit, was wir auch vom Boot aus mit den eigenen Paddel-Fähigkeiten mitnehmen können. Ein ständiges Ein-und Aussteigen kam für uns im Einer gar nicht in Frage !


Unterm Strich lässt sich auch hier auf der Rur feststellen: Abgesehen von ein paar wenigen krassen Fällen kommt wiederum eine Material-Gruppe ganz negativ weg: Das meiste, was wir „gefischt“ haben, waren mal wieder diese ganz schlecht abbaubaren Kunststoffe, die in den Medien oft als Plastikteppich auf und Mikro-Plastik in unseren Meeren kredenzt werden! 

Vielleicht wird hier einem mal bewusst, woher diese Schweinereien ihren Ursprung nehmen; und auch die Fluss-Ufer befinden sich noch lange nicht am Anfang dieser Kette von Umweltbelastung!


Wie dem auch sei, auch der krasseste Umwelt-Spuk hat (hoffentlich) sein Ende, und für uns endete dieser dann gegen 15:30 Uhr in Zerkall am Nationalpark-Tor, wo dann auch die LKWs mit unserem Müll sich einfanden. Ich habe später noch mal auf der Seite von Rurreinigung 2021 | (rureifel-kanu.de) recherchiert. Demnach hat die gesamte Mannschaft über eine halbe Tonne an Land gezogen, 100 kg weniger als das Jahr zuvor, aber in Anbetracht der geringeren Teilnehmer-Zahl ein sehr respektables Ergebnis, welches Ingo und ich auch gern zur Schau gestellt haben. 


In Zerkall angekommen, wurden wir vom EKC für unsere Mühen hervorragend mit leckerem Eintopf und Getränken beköstigt – auch für Vegetarier geeignet 😉. Hier bin ich auch noch auf zwei Kollegen von unserem Nachbar-Verein Neptun gestoßen, so dass wir getrost resümieren können: Köln hat sich gut im Dschungel der Eifel-Rur geschlagen und eine gute Vertretung für die bröselnde Doppelspitze unseres Wahrzeichens abgegeben!!!


Insbesondere aber möchte ich mich am Ende bei Ingo für seinen Support mit Begleitung und Fotos bedanken, die er ausnahmslos für diesen Beitrag geliefert hat, genauso wie bei Elke, die unermüdlich für Mitstreitende bei dieser Reinigungs-Tour geworben hat -  hoffentlich finden sich für das nächste Mal viel mehr Mitstreiterinnen und Mitstreiter ein.


Mit sportlichen Langstrecken-Grüßen


Markus P...(.) (wofür das P mit seinem komischen Appendix letzten Endes steht, müsst ihr selber herausfinden, passt ja für Vieles 😉)




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