Eindrücke von der 50. NRW Kanu-Rallye 


Den Rhein trotz verlorenem Anschluss im Zeitlimit bezwungen

Gemeinsam mit rund 350 Paddlerinnen und Paddlern aus NRW, Niedersachsen, Hessen und Rheinland-Pfalz begaben sich am 23. April auch sieben KKM-Teilnehmer bei der 50. Jubiläumsfahrt der NRW Kanu-Rallye auf den Rhein. Hatten sich anfangs nur Niki, Markus und ich für die Teilnahme entschieden, so kamen kurz vor der Rallye noch Klaus, Ralph, Tanja & Tania sowie als Gastpaddler Andreas hinzu.


Los ging es nicht wie früher beim Kanu-Club Zugvogel in Köln-Zündorf , sondern wenige Kilometer stromabwärts am linken Rheinufer beim Rhein Kanu Club Köln 1923 e.V. in Köln-Rodenkirchen, was insofern trefflich zum Rallyejubiläum passte, als auch der RKC in diesem Jahr 100-jähriges Bestehen feiert. Zur Wahl standen wie immer drei Strecken: zum Bronzeziel beim VfK Bayer Leverkusen (20,3 km), zum Silberziel beim WSC Bayer Dormagen (37,5 km) und schließlich zum Ziel der Goldstrecke bei der Paddlergilde Düsseldorf (57,2 km). Für jede der drei Distanzen musste jeweils ein vorgegebenes Zeitlimit von drei, fünf bzw. sieben Stunden eingehalten werden. Wir hatten uns für das Goldziel gemeldet, in sieben Stunden bis zum Ziel in Düsseldorf sollte kein Problem sein, zumindest nicht für die anderen, ich selbst war mir da in meinem untrainierten Zustand nicht ganz so sicher.


Während es am Vortag, als Niki unsere Boote zum Startort brachte, noch sehr beschaulich auf dem RKC-Vereinsgelände zu ging, bot sich am Morgen des eigentlichen Rallyetages dann ein völlig anderes Bild: Überall wurde eifrig herumgewuselt, Boote, Paddel und Ausrüstung hergerichtet, Startnummern aufgeklebt und sodann die Boote zur Einsatzstelle gebracht. Möglichst pünktlich aufbrechen hieß die Devise. Im Gewimmel an der Einsatzstelle übersah der oder die eine oder andere, dass vor der Abfahrt noch die Startzeit auf der Startkarte eingetragen werden musste, was für jene, die schon abfahrbereit im Boot saßen letztlich bedeutete, noch einmal auszusteigen und das Versäumte nachzuholen. Insgesamt machten sich 310 Boote inklusive eines Gummikajaks und eines Outrigger-Kanus sowie SUPs auf den Weg.


9.36 Uhr: Mit dem Eintrag der Zeit auf der Startkarte kann es dann auch für mich und die anderen KKMler losgehen. Auf den ersten Kilometern paddelt unsere kleine KKM-Truppe noch relativ beieinander. Der Rhein trägt uns mit flotter Strömung der Kölner Innenstadt entgegen, willkommener Rückenwind tut sein Übriges. Auch das Wetter meint es gut mit uns, eventuelle Regenschauer sind erst für den Nachmittag angekündigt. Nach einer knappen Dreiviertelstunde ist das Stadtzentrum erreicht. Mein Versuch, das Panorama mit den Kranhäusern, Dom und Hohenzollernbrücke aufs Foto zu bannen, ist nicht so recht von Erfolg gekrönt, zu sehr tänzelt mein Boot in den Wellen hin und her und auf und ab. Die Aufnahmen erweisen sich später leider als etwas unscharf. Durch meine Foto-Experimente verliere ich zwar den Anschluss an die übrige KKM-Vertretung, nicht aber die Hoffnung, sie am Bronzeziel kurz vor der Leverkusener Brücke wiederzutreffen.


Als Köln langsam zurückbleibt und der riesige Leverkusener Chemiekomplex ins Blickfeld kommt, gebärdet sich der Rhein etwas ruhiger und so klappt es auch mit dem Fotografieren besser. Statt mit weltberühmtem Stadtpanorama muss ich mich nun mit imposanter Industrielandschaft als fotografische Ausbeute zufriedengeben.


11.30 Uhr: Am Kontrollpunkt Bronzeziel beim VfK Bayer Leverkusen stelle ich beruhigend fest, dass ich im Zeitlimit bin. Meine KKM-Mitstreiter allerdings sind schon wieder auf und davon. Ich komme kurz mit Karsten Leven, Einzelpaddler aus Solingen, ins Gespräch. Er war auf dem SUP-Board unterwegs und beendete wie geplant am Bronzeziel die Rallye. „Die Durchfahrt durch Köln war schon heftig. Ich musste größtenteils im Knien paddeln. Nach der Mülheimer Brücke ging es dann, da konnte ich wieder aufstehen. Ich bin vollauf zufrieden, aber auch ziemlich kaputt“, so sein Fazit.


Nachdem der vom Wasser aus spektakuläre, halbfertige Neubau der Leverkusener Brücke durchfahren ist, geht’s nun weniger spektakulär zu. Von rechts nimmt der Rhein die Wupper auf, dann passieren wir links den Chempark Dormagen und wenig später präsentiert sich rechtsrheinisch Monheim mit dem modernen Antlitz seiner Rheinpromenade. Am linken Ufer kündet die schlanke Turmspitze der St. Martinus-Kirche von der mittelalterlichen Feste Zons und kurz darauf signalisieren zahlreiche am Ufer liegende Kajaks den Kontrollpunkt Silberziel beim WSC Bayer Dormagen.



13.24 Uhr: Rund dreieinhalb Stunden für 37,5 Kilometer – ich bin weiterhin im Plan und habe die Gewissheit, auch die restlichen knapp 20 Kilometer im vorgesehenen Zeitkorridor bewältigen zu können. Das Getränke- und Imbissangebot einschließlich leckeren Kuchens bei den Sportfreunden des WSC veranlasst viele Rallyepaddler, hier eine Mittagspause einzulegen. Von meinen KKM-Vereinskollegen ist aber auch hier keine Spur. Ich gönne mir ein halbstündiges Päuschen, was dem Hintern, dem Rücken und der lädierten Schulter guttut.


Wieder im Boot, geht es nun über Düsseldorf-Benrath und unter der imposanten Fleher Brücke der A 46 hindurch vorbei an Düsseldorf-Volmerswerth schnurstracks dem Goldziel bei der Düsseldorfer Paddlergilde entgegen. Schnurstracks trifft es nicht ganz, denn ab und an erschwert ziemlicher Gegenwind das Paddeln auf einigen Kilometern. Mittlerweile zieht auch die eine oder andere dunkle Wolke über den Rhein, der Regen bleibt zum Glück aber noch aus.


15.45 Uhr: Das Ziel ist erreicht und ich bin im Zeitlimit! Die Sportfreunde von der Paddlergilde helfen beim Anlanden und vor allem beim nicht ganz einfachen Erklimmen der Uferböschung. Meine Frage, ob die Paddlergilde zugleich auch Mitglied im Alpenverein ist, quittiert das Empfangskommando mit einem Lächeln. Auf dem Vereinsgelände herrscht geschäftiges Treiben, überall werden Boote und Ausrüstung zusammengepackt und verladen. Irgendwo erspähe ich mittendrin auch Niki. Meine (ehemaligen) Mitpaddler sind schon vor rund einer Stunde angekommen und quasi schon abfahrbereit. Mit vollem Verständnis für einen Rechercheauftrag, den ich noch erledigen muss, fassen sie sich noch etwas in Geduld.


Mir liegt noch das Fazit vom Chef der Rallye, NRW-Wanderwart Marc Huse am Herzen. Er zeigt sich zufrieden mit dem Ablauf der Veranstaltung: „Angesichts meiner ersten Rhein-Rallye als Organisator hatte ich meine Erwartungen bewusst nicht allzu hoch angesetzt. Dafür fand ich es recht gut, so wie es gelaufen ist. Es hatten alle Spaß, es herrschte eine gute Stimmung und damit ist meines Erachtens der Sinn der Rallye erfüllt.“ Das positive Feedback, das von mehreren Rallye-Teilnehmern schon wenige Stunden nach der Veranstaltung auf den Social-Media-Kanälen eintrudelte, gab ihm Recht. Auch ich kann mich dem nur anschließen – es war ein tolles Paddelerlebnis auf einem der größten Ströme Europas.


Text und Fotos: Hans-Peter Wagner

 
 
 
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